Nähe und Abstand in einer Beziehung – auf die richtige Mischung kommt es an!
In meiner Praxis als Paartherapeut habe ich häufig die Erfahrung gemacht, wie wichtig das Zusammenspiel der Pole Nähe und Abstand sein können. Sehr oft fühlt sich jemand in der Beziehung vernachlässigt, da sein(e) PartnerIn mehr Zeit z.B. für seine Hobbys oder Freunde als für die Partnerschaft aufwendet. Der/die andere wiederum beklagt sich, dass er von seinem/r PartnerIn in seiner Freiheit eingeschränkt wird. Ein Teufelskreis entsteht. Je mehr er/sie klammert, desto mehr fühlt sich der/die andere bedrängt und geht auf Distanz. Nicht selten fühlt er/sie sich auch noch schuldig, dass er/sie die Liebe des/der anderen nicht erwidern kann.
Partner die ein gleiches Maß an Nähe und Distanz haben, sind klar im Vorteil. Manch eine(r) erhofft sich durch eine Heirat oder ein gemeinsames Kind mehr Nähe zu bekommen. Dabei ist es aber gar nicht hilfreich, den/die andere ändern zu wollen. Also z.B. aus einem einsamen Wolf einen Kuschelbären formen zu wollen.
Eigentlich sollte nur an dem eigenen Verhalten gearbeitet werden. Statt zu klammern ist es hilfreicher, sich mal selber etwas zurückzuziehen z.B. sich mehr seinen eigenen Hobbys oder Freunden zu widmen. Nur so kann man dem/der anderen erst die Chance geben, einen einmal selber zu vermissen. Der/die distanzierte PartnerIn wird vielleicht dann selber die Nähe zu einem suchen.
Kurgefasst ist es eigentlich ganz normal in einer Beziehung, dass es Phasen gibt, wo man einmal seine Ruhe haben will oder einmal anhänglich sein will. Wenn beide dann auch noch herausgefunden haben, durch welche Signale der jeweils andere sein/ihr Bedürfnis nach Nähe und Abstand ausdrückt, ist das sozusagen die halbe Miete.
Speziell bei Menschen mit Bindungsängsten kann neben einer Paartherapie auch eine Einzeltherapie eine wichtige Hilfestellung sein.
Menschen mit Bindungsangst haben meist bereits in der Kindheit erfahren, dass Bindungen unsicher sein können (z.B. erleben sie als Kind, dass der Vater die Beziehung zu ihnen abbricht nach der Scheidung).Menschen mit Bindungsangst schützen sich deshalb vor einem erneuten Verlust einer ihnen nahestehenden Person. So vermeiden sie es, zu viel Liebe in eine Beziehung zu investieren, da sie Angst haben, bei einer Trennung durch den Partner, wieder leiden zu müssen. Auch Beziehungen zu verheirateten Partnern oder Fernbeziehungen ermöglichen eine Distanz und somit einen Schutz vor Verletzung.
In einer Einzeltherapie lernen KlientInnen vor allem, sich ihren Ängsten vor Verlust und Enttäuschungen zu stellen, um eine erfüllte Beziehung führen zu können.
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